Jeunesse Wels: „Diese Einmaligkeit gibt es nur im Liveerlebnis“

Tips:Die Jeunesse feiert in dieser Saison den 20. Geburtstag. Ist die Veranstaltungsreihe, die Musik Kindern und Jugendlichen näherbringt, jetzt schon richtig erwachsen geworden?

Helmut Schmidinger: Ich hoffe nicht (lacht). Ich wünsche mir für die Jeunesse, die ja die Jugend im Titel führt, dass sie möglichst lange „jugendlich“ – und damit nicht erwachsen – bleibt. Es ist herausfordernd genug, jung zu bleiben: in der Programmwahl und im Gespür für die Themen, die Kinder und Jugendliche heute beschäftigen. Die Jeunesse Wels bietet Programme vom Kindergartenalter bis zur Oberstufe: Da bekommt jung bleiben und das Ohr am Zielpublikum haben eine ganz neue Dimension.

Tips:Im Programmheft wird angekündigt, dass das Jubiläum kein bisschen leise gefeiert wird. Worauf darf man sich einstellen?

Schmidinger: Auf einen bunten Mix unterschiedlicher Stile und Genres vom Beatboxkonzert über ein Blechbläserquartett rund um Anton Bruckner Superstar bis hin zu Geschichten und Klängen aus Tausendundeiner Nacht. Bei uns kommt mit Esther Planton eine Bergfee selten allein! Bei uns haben Fuchs und Bär mit Christoph Bochdansky und den Strottern einen Plan, wie sie ihrer Freundin Twiditwi helfen können. Bei uns öffnet Mäuschen Max für unser jüngstes Publikum den musikalischen Adventkalender. Bei uns sind die vier Hanke-Brothers nicht zu bremsen, wenn ihr Groove Klassik, Pop und Jazz verbindet. Und bei uns wird mit den Razzzones gebeatboxt, bis sich die Balken des Stadttheaters nur so biegen.

Tips:Die Konzerte und Workshops sind kurz nach der Veröffentlichung des Programms ausverkauft. Was macht den Reiz der Jeunesse aus?

Schmidinger: Wir sehen in diesem erfreulich schnellen Verkauf unserer Veranstaltungen ein Kompliment an die inhaltliche Ausrichtung unserer Programme, aber auch ein Kompliment an das Service unseres Büros: Ich darf hier besonders meine Kollegin Barbara Pichler vor den Vorhang holen, die die Konzerte im ständigen Dialog mit den Künstlern und Pädagogen liebevoll betreut.

Tips: Für viele Kinder ist der Besuch einer Veranstaltung das erste Mal, dass sie in einem großen Theater sind. Viele machen große Augen und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie kann man diese Begeisterung am Leben halten?

Schmidinger:Gerade in Zeiten, wo immer mehr Inhalte online und damit jederzeit verfügbar sind, wollen wir eine Lanze für die Einmaligkeit des Moments brechen. Diese Einmaligkeit gibt es nur im Liveerlebnis, in der Unwiederbringlichkeit des Moments. Ich bin überzeugt, dass der Raum viel zur Besonderheit des Moments beiträgt.

Tips:Die Frage liegt auf der Hand: Erzählen Sie uns von den Highlights der 20 Jahre?

Schmidinger:Die Geschichte der Jeunesse Wels fand mit Karl Markovics und dem Märchen „Hänsel und Gretel“ ihren Anfang. Die Strottern, Richard Filz oder Marko Simsa zählen ebenso zu den Highlights wie die Programme „Kommissarin Flunke und die Schurken“ oder die „Blecharbeiter“, die wir aufgrund der großen Nachfrage immer wieder ins Programm genommen haben. Ich sehe es aber auch als Highlight, dass es uns durch eine Fokussierung auf geschlossene Kindergarten- beziehungsweise Schulveranstaltungen in den 20 Jahren gelungen ist, allen Kindern und Jugendlichen der teilnehmenden Klassen und Kindergartengruppen, die sonst nicht die Möglichkeit hätten, eine oftmals erste interaktive Livebegegnung mit Musik zu bieten.

Tips: Ohne Geld, keine Musik. Auch in der Kunst wird es immer schwieriger Sponsoren zu finden?

Schmidinger: Wir machen seit 20 Jahren die Erfahrung, dass es besonders schwierig ist, Sponsoren für Kinder und Jugendliche zu gewinnen, weil hier die Umwegrentabilität nicht gegeben ist. Umso dankbarer sind wir unseren treuen Sponsoren, ohne deren Unterstützung in Ergänzung zu unseren Subventionsgebern Land OÖ und der Stadt Wels vieles einfach nicht möglich wäre. Apropos Unterstützung: Ich möchte mich auch bei allen helfenden Händen rund um unsere Familienkonzerte bedanken. Der „Nachklang“ mit Kaffee und Kuchen sowie Spiel- und Bastelstation zum Inhalt des jeweiligen Konzertes, der über die Jahre zum Markenzeichen geworden ist, wäre ohne tatkräftige Mithilfe unserer erweiterten Jeunessefamilie nicht möglich.